Bettina Egger  

ANWENDUNG UND GRENZEN
Das Lösungsorientierte Malen eignet sich auch als Intervention im Malatelier oder in der klinischen Kunsttherapie. Es muss jedoch als punktuelle Intervention verstanden werden und darf nicht als Dauerbrenner den regelmässig Malenden die Frage nach dem "was malen" abnehmen.

Oft sind Interessenten und andere Professionelle schockiert, wie kurz die Therapiezeit auch für schwerwiegende Anliegen ist, sie meinen, in so kurzer Zeit sei doch das Bearbeiten eines Traumas, das Behandeln eines Körpersymptoms, nicht möglich. Ja, manchmal muss ich die Malenden selber sogar diesbezüglich beruhigen. Meine Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass eine Veränderung eine Frage von Kontakt ist. Der Kontakt zum Bild entsteht so plötzlich wie der Kontakt in einer elektrischen Installation: er ist entweder da, oder nicht. Kontakt machen ist eine Frage von Sekundenbruchteilen - das Licht brennt, oder es brennt nicht. Das Symptom wandelt sich im Moment in dem der Kontakt gemacht ist. Bis die Malenden allerdings soweit sind, sich auf einen solchen Kontakt einzulassen, kann es sehr lange dauern. Ebenfalls dauert es manchmal lange, bis die neuen Erkenntnisse zur Routine im Leben geworden sind. Schwierigkeiten ergeben sich wenn ich Fehler mache, wenn der Zeitpunkt falsch ist, wenn es vielschichtige Überlagerungen sind. Dann braucht es mehr Zeit.

Manchmal sind die Trauma, die bearbeitet werden wollen nicht für eine Kurzzeittherapie geeignet, oder Menschen wollen oder können sich nicht wirklich von ihren Symptomen lösen, oder die Symptome sind so, dass sie eine andere Art von Therapie brauchen. Bei Körpersymptomen ist auch immer abzuklären, ob alle medizinischen Untersuchungen vorgenommen worden sind. Ebenfalls habe ich die Erfahrung gemacht, dass psychische Symptome, die sich in dieser Zeit nicht auf irgendeine, wenn auch minime Weise verändern, nicht psychotherapeutisch, sondern medizinisch angegangen werden müssen. Das Lösungsorientierte Malen kann die Medizin immer nur unterstützen, nie ersetzen. Das wäre gefährlich. Dennoch, es ist erstaunlich, was sich da alles so wandelt, wieviel Freude und neue Energie durch diese Methode freigesetzt werden kann.

Unlösbare Probleme haben mit Vergangenheit oder mit der Projektion von vergangenen Erfahrungen auf die Zukunft zu tun. Auch Wissen hat immer mit Vergangenheit zu tun. Dass unser Wissen meistens nicht genügt um Probleme zu lösen ist allein schon durch die Tatsache erwiesen, dass viele Probleme nicht gelöst sind. Erst wenn die Probleme mit erweiternden Mitteln, mit Intuition und Analogien erforscht werden, kommt mehr dazu, als wir wissen.


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